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hilver App

Mit hilver Helfer-Netzwerke ausbauen 

29. Juli 2024

Mit einer innovativen Pflege-Idee durchstarten? Dafür braucht es Durchhaltevermögen, kluge Köpfe und helfende Hände. Thomas Walter hat mit seiner Alltagshilfe-App hilver eine Innovationsreise hinter sich, die von vielen Learnings und Erfolgen gekennzeichnet ist. Das Social Innovation Lab spielt dabei eine wichtige Rolle. 

 

Thomas Walter ist Geschäftsführer eines Sicherheitstechnik-Unternehmens in Ötigheim, im Landkreis Rastatt. Irgendwann hatte er die Idee, die Assistenztechnik für ältere Menschen auszubauen: Inaktivitätsmonitoring, Sturz-Sensorik, Herdabschaltung. Aber wie wird aus einer Idee ein konkretes Projekt? „Erstmal mit dem Bürgermeister sprechen“, dachte sich Thomas Walter.   

Von Bürgermeister Frank Kiefer erfuhr der Unternehmer, dass sich 11 Kommunen zu einem Workshop zusammengetan hatten, um Digitalisierungsprojekte zum Thema Nachbarschafts-hilfe umzusetzen. „Machen Sie sich hierzu doch einmal Gedanken“, forderte Kiefer ihn auf. „Das war der initiale Start von hilver“, erinnert sich Walter.  

Daraufhin sprach er mit den 11 Bürgermeistern der Kommunen. „Wenn du mit elf Bürgermeistern diskutierst, kommst du mit zwölf Meinungen raus“, sagt der Unternehmer. Doch die Innovationslust und der Wille, seine Idee gemeinsam mit diesen Kommunen durchzuführen, trieb ihn weiter an. Er recherchierte zum Thema Nachbarschaftshilfe und stieß dabei auch auf das D-Care Lab Programm des Freiburger Social Innovation Lab, ein mehrmonatiges und begleitendes Innovationsangebot für visionäre Pflegeprojekte.   

Auf das kostenfreie Programm können sich ausschließlich Projekt-Teams bewerben. Also trat Walter gemeinsam mit dem Landkreis Rastatt ins Rennen und startete mit Anja Frischkorn und Uli Richarz 2020 ins Abenteuer Innovationsreise. 12 Monate lang und mit 15 weiteren Projektteams aus ganz Baden-Württemberg durchliefen sie online und vor Ort Workshopmodule zum Thema Zielgruppenanalyse, Lösungsfindung, soziales Geschäftsmodel oder Prototyping.  

„Im Programm hatten wir die Möglichkeit, uns mit Menschen auszutauschen, die die bestehenden Strukturen im Bereich Nachbarschaftshilfe, Seniorenarbeit und Pflege gut kennen“, sagt Thomas Walter. Dieses Netzwerk habe bei der Entwicklung von hilver sehr geholfen. „Die positive Resonanz, die wir für unser Projekt im D-Care Lab Programm bekommen haben, hat uns gezeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg, weiter so!“   

Nach dem D-Care Programm stand das hilver-Konzept. Die Idee kam mehr und mehr in die reale Umsetzung: Eine App zur einfachen Nachbarschaftshilfe von älteren Menschen aufzubauen. Nächster Schritt: Finanzierung klarmachen. Als interkommunaler Zusammenschluss bewarb sich das hilver-Team auf eine Förderung des Sozialministeriums. „Der Antrag ging nach langem Hin und Her durch. Das war der offizielle Zeitpunkt, an dem wir mit der App-Programmierung starten konnten“, erinnert sich der Gründer.  

Mit sieben Kommunen ging Thomas Walter in die „heiße Phase“. Er fand ein junges Startup, welches bereits eine App entwickelt hatte, um Handwerker*innen zu vermitteln und fragte, ob sie ihre Software auch für die Suche nach ehrenamtlichen Helfer*innen umschreiben könnten? Gemeinsam mit seinem jüngsten Sohn Nici, der an der KIT in Karlsruhe Informatik studiert, wurde die bestehende App umgeschrieben und an die hilver-Anforderungen angepasst. Nach acht Monaten, im Oktober 2022, ging die App online.  

Von Ötigheim in die ganze Welt 

Im Frühjahr 2024 spielte erneut das Social Innovation Lab eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung der hilver-App: Thomas bewarb sich mit seinem Projekt bei der Positive Impact Challenge, die das Social Innovation Lab gemeinsam mit dem Steinbeis Europazentrum veranstaltete: Ein zweieinhalbtägiger Hackathon, der Technik und Soziales verband, um die Kluft zwischen sozialen und technischen Innovations-Ökosystemen zu überbrücken. Junge Student*innen unterstützten soziale Organisationen und Ideen dabei, ihr digitales Produkt oder ihre digitale Dienstleistung zu verbessern. Mit Erfolg!  

Thomas Walter hat dank einiger IT-Student*innen der Hochschule Offenburg die Registrierung über die hilver-App vereinfachen können. Zudem hat er durch den Hackathon eine neue Mitarbeiterin gefunden. Laura ist studierte Mediendesignerin und hilft hilver, künftig auch beim Design zu überzeugen.    

Heute hat die Hilfevermittlungs-App 1.500 Benutzer*innen und kommt in 15 Kommunen mit einer Größe von 2.500 bis 30.000 Einwohner*innen zum Einsatz. Seit 2023 sind auch Baden Baden mit 60.000 und die Stadt Heidelberg mit 160.000 Einwohner*innen an hilver-Bord. Sie alle zahlen eine Lizenz- sowie eine Aufwandgebühr. Dennoch sei die Finanzierung nach wie vor die größte hilver-Hürde, so Thomas Walter. Immer wieder überlegt der Unternehmer, ob er Investoren mit ins Boot holt. Dafür sei es aktuell jedoch noch zu früh, die Firmenbewertung noch zu niedrig.   

Das angepeilte Ziel: hilver soll deutschlandweit genutzt werden. Nur so könne man sich selbst finanzieren. „Wir sind gerade dabei, unsere App auch international aufzubauen“, sagt Thomas Walter. Auf einer kroatischen Insel startet bald ein Projekt zusammen mit hilver und der Diakonie Baden. Die App soll die 600 Einwohner*innen dort besser miteinander vernetzen und gegenseitige Alltagshilfen vereinfachen. Auch der Kontakt zur Diakonie entstand über das Social Innovation Lab. Wir lernen also: Netzwerke helfen – immer!